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Abstract
In den 70ern und – vor allem – 80ern entfaltete sich in den USA (aber auch international) das Feld lesbischer Theorie. Diese war und ist auch heute nicht einheitlich, sondern bestand und besteht aus verschiedenen Stimmen und Positionen. So verstehen sich manche Positionen als dezidiert feministisch orientiert, andere hingegen wenden sich kritisch von den verschiedenen Feminismen ab. Bei allen Unterschieden und bisweilen heftigen Konflikten wurden diese Positionen allesamt ermöglicht durch die zunehmende politische Sichtbarkeit lesbisch lebender Frauen, die ihrerseits eng mit der Ausweitung der zweiten Frauenbewegung zusammenhing. Bereits im Rahmen der ›frühen‹ Phase der zweiten Frauenbewegung, also ab ca. 1968, vor allem aber im Kontext der »Homophilenbewegung« und der nachfolgenden »Gay Liberation« Bewegung waren verschiedene lesbische Positionen artikuliert worden. Doch geschah dies zunächst vereinzelt; das Geschlecht war im Zuge der Ausweitung der zweiten Frauenbewegung das zentrale, das als das ›eigentliche‹ definierte Thema. Zugleich wurde allerdings auch Sexualität zunehmend zum Politikum, d.h. zum Gegenstand sozialer und politischer Reflexion und Auseinandersetzungen. Damit ist eine Bedingung der Existenz nachfolgender Positionen und auch der zeitgenössischen Überlegungen im Kontext von Queer Theory benannt: Ohne die Thematisierung und Politisierung der Sexualität durch die zweite Frauenbewegung wäre Queer Theory undenkbar: »Queer markiert sowohl Kontinuität als auch Bruch mit dem früheren Homo-Befreiungsund lesbisch-feministischen Konzepten« (Jagose 2001: 98). So kritisierten radikalfeministische Positionen wie die der Radicalesbians (vgl. Kap. 3) heterosexuelle sexuelle Praxen als Ausdruck von Herrschaft, Unterwerfung, Erniedrigung und – im Rahmen