Tagungsbericht: Exploring Intersectionality – Building Solidarity across EU-Turkey Borders. Inclusive Education in Times of Forces Migration and COVID-19. Digitale Tagung. 11.-12.11.2020, IPC-Sabancı University-Stiftung Mercator Initiative, Sabancı University, Istanbul.
{"title":"Tagungsbericht: Exploring Intersectionality – Building Solidarity across EU-Turkey Borders. Inclusive Education in Times of Forces Migration and COVID-19. Digitale Tagung. 11.-12.11.2020, IPC-Sabancı University-Stiftung Mercator Initiative, Sabancı University, Istanbul.","authors":"Judith Jording","doi":"10.3224/zem.v1i1.08","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die zweitägige Konferenz im November 2020 befasste sich mit der formalen wie informellen Bildungsteilhabe geflüchteter Kinder und Jugendlicher vor dem Hintergrund der bestehenden COVID-19-Pandemie. Die von Ellen Kollender und Joanna Krzemińska als Fellows des Istanbul Policy Center (IPC) organisierte Tagung rückte in prägnanter Weise aktuelle Problemlagen in den Fokus, die das Jahr 2020 prägten und von der Kommentatorin Anna Carastathis zusammenfassend als Kapitalismus-, Klima-, Flüchtlings-, Grenzund schließlich Pandemie-Krisen benannt wurden. Der Mehrwert der Tagung lag jedoch nicht nur in der Aktualität des verhandelten Themas, sondern vielmehr in der stringenten Diskussion der Verknüpfungen von Strukturen, die Ungleichheiten (re‐)produzieren und von denen insbesondere bereits marginalisierte Personen – wie geflüchtete Kinder und Jugendliche – in spezifischer Weise betroffen sein können. Indem theoretische Inputs systematisch mit konkreten Praxiserfahrungen aus Menschenrechtsprojekten verbunden und kontrastiert wurden, ergaben sich produktive Diskussionszusammenhänge. Die etwa 200 Teilnehmenden der Konferenz konnten in vier themenzentrierten Panels insgesamt sechzehn Beiträge verfolgen und sich in den anschließenden Diskussionen einbringen. So wurde nicht nur ein ergiebiger Austausch zwischen Wissenschaftler:innen, Mitarbeitenden verschiedener NGOs und Personen aus der Zivilgesellschaft angeregt, sondern das Online-Format ermöglichte auch einen thematisch gebotenen Wissenstransfer über Ländergrenzen hinweg. Eröffnet wurde die Tagung mit einem Panel zu der Frage, inwiefern in der CoronaPandemie neue Grenzziehungen zu beobachten sind – wie bspw. die Schließung und Manifestierung nationalstaatlicher Grenzen oder die diskursive Erzeugung und Abgrenzung ‚der Anderen‘ – und welche Folgen diese für die Bildungssituation von Geflüchteten haben. Neben Beiträgen u. a. von der Direktorin des Institute of Race Relations (London), Liz Fekete, referierte der Journalist Zekria Farzad, der auf der Flucht aus Afghanistan mit seiner Familie über ein Jahr im Flüchtlingslager Moria lebte, über eine von Geflüchteten im Camp etablierte Schule, welche – trotz massiver anfänglicher Widerstände zuständiger Behörden – schließlich 2700 Schüler:innen erstmals innerhalb der Camp-Strukturen Zugang zu formaler Bildung ermöglichte. Farzad problematisierte, dass in Flüchtlingslagern innerhalb europäischer Grenzen das Recht auf Bildung systematisch unterminiert wird und schulische Bildungsangebote darüber hinaus besonders von behördlichen Restriktionen sowie massiven Einschränkungen während der Pandemie betroffen sind. So wurde die Schule in Moria –wie auch","PeriodicalId":365522,"journal":{"name":"Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung (ZeM)","volume":null,"pages":null},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2022-04-22","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Zeitschrift für erziehungswissenschaftliche Migrationsforschung (ZeM)","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.3224/zem.v1i1.08","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Die zweitägige Konferenz im November 2020 befasste sich mit der formalen wie informellen Bildungsteilhabe geflüchteter Kinder und Jugendlicher vor dem Hintergrund der bestehenden COVID-19-Pandemie. Die von Ellen Kollender und Joanna Krzemińska als Fellows des Istanbul Policy Center (IPC) organisierte Tagung rückte in prägnanter Weise aktuelle Problemlagen in den Fokus, die das Jahr 2020 prägten und von der Kommentatorin Anna Carastathis zusammenfassend als Kapitalismus-, Klima-, Flüchtlings-, Grenzund schließlich Pandemie-Krisen benannt wurden. Der Mehrwert der Tagung lag jedoch nicht nur in der Aktualität des verhandelten Themas, sondern vielmehr in der stringenten Diskussion der Verknüpfungen von Strukturen, die Ungleichheiten (re‐)produzieren und von denen insbesondere bereits marginalisierte Personen – wie geflüchtete Kinder und Jugendliche – in spezifischer Weise betroffen sein können. Indem theoretische Inputs systematisch mit konkreten Praxiserfahrungen aus Menschenrechtsprojekten verbunden und kontrastiert wurden, ergaben sich produktive Diskussionszusammenhänge. Die etwa 200 Teilnehmenden der Konferenz konnten in vier themenzentrierten Panels insgesamt sechzehn Beiträge verfolgen und sich in den anschließenden Diskussionen einbringen. So wurde nicht nur ein ergiebiger Austausch zwischen Wissenschaftler:innen, Mitarbeitenden verschiedener NGOs und Personen aus der Zivilgesellschaft angeregt, sondern das Online-Format ermöglichte auch einen thematisch gebotenen Wissenstransfer über Ländergrenzen hinweg. Eröffnet wurde die Tagung mit einem Panel zu der Frage, inwiefern in der CoronaPandemie neue Grenzziehungen zu beobachten sind – wie bspw. die Schließung und Manifestierung nationalstaatlicher Grenzen oder die diskursive Erzeugung und Abgrenzung ‚der Anderen‘ – und welche Folgen diese für die Bildungssituation von Geflüchteten haben. Neben Beiträgen u. a. von der Direktorin des Institute of Race Relations (London), Liz Fekete, referierte der Journalist Zekria Farzad, der auf der Flucht aus Afghanistan mit seiner Familie über ein Jahr im Flüchtlingslager Moria lebte, über eine von Geflüchteten im Camp etablierte Schule, welche – trotz massiver anfänglicher Widerstände zuständiger Behörden – schließlich 2700 Schüler:innen erstmals innerhalb der Camp-Strukturen Zugang zu formaler Bildung ermöglichte. Farzad problematisierte, dass in Flüchtlingslagern innerhalb europäischer Grenzen das Recht auf Bildung systematisch unterminiert wird und schulische Bildungsangebote darüber hinaus besonders von behördlichen Restriktionen sowie massiven Einschränkungen während der Pandemie betroffen sind. So wurde die Schule in Moria –wie auch