Das Wunderwerk zu Roswalde. Eine mögliche Vorlage für die satirische Darstellung von Plutos ›Höllengarten‹ in Goethes »Triumph der Empfindsamkeit« (1777/78)
{"title":"Das Wunderwerk zu Roswalde. Eine mögliche Vorlage für die satirische Darstellung von Plutos ›Höllengarten‹ in Goethes »Triumph der Empfindsamkeit« (1777/78)","authors":"Arne Klawitter","doi":"10.5771/9783835345485-273","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Goethes zum Geburtstag der Herzogin am 30. Januar 1778 in Weimar uraufgeführte »dramatische Grille« Triumph der Empfindsamkeit,1 zu der sich der Dichter von Carlo Gozzis Märchendrama L’amore della tre melarance (1761), dt. Die Liebe zu den drei Orangen, inspirieren ließ,2 ist in der Forschung vorwiegend als Literatursatire wahrgenommen und entsprechend als Abrechnung mit dem Geniewesen des Sturm und Drang gelesen worden. Das Stück parodiert die Umwandlung von Empfindung in Empfindsamkeit, wobei ein »ursprünglich Lebendiges, Erlebtes ins Leblose und Erstarrte gewendet«3 wird. Verkörperung dieser Erstarrung ist bei Goethe der Prinz Oronaro, der »empfindsamste Mann von allen Männern« (FA I, 5, S. 82),4 der mit einer eigentümlichen »R e i s e n a t u r « (FA I, 5, S. 83) im Gepäck, die Raritäten und Dekorationen enthält, welche ganze Landschaften und Wälder vorstellen, die Welt durchquert. Diese werden von Merkulo, dem »N a t u rm e i s t e r « (ebd.) in Person, in geheimen Zimmern aufgestellt, damit der Prinz, für den das raue Klima, der feuchte Morgentau und der Duft des frischen Mooses »höchst schädlich« (FA I, 5, S. 82) sind, seiner ungewöhnlichen Schwärmerei ungestört frönen kann. Zu den sonderbaren Utensilien des Prinzen gehört auch eine mit Büchern ausgestopfte Puppe: das lebensgroße Ebenbild der Königin Mandandane, in die sich der Prinz offenbar verliebt hat. Doch zieht er letztlich, nachdem der König seine Gemahlin dazu überredet hatte, den Prinzen auf die Probe zu stellen und vorübergehend den Platz der Puppe einzunehmen, diese der wirklichen Mandandane vor. Die zur Kunst gewordene Natur, die das eigentliche Thema von Goethes Theaterstück ist, wird nicht allein durch die Liebe zur seelenlosen Puppe mit ihrem Herzen aus Papier veranschaulicht, sondern auch durch die launige Darstellung des künstlichen Parks im vierten Akt. Mit ihr bringt Goethe zugleich seine Abneigung","PeriodicalId":170559,"journal":{"name":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","volume":"122 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Goethe-Jahrbuch 136, 2019","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783835345485-273","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Goethes zum Geburtstag der Herzogin am 30. Januar 1778 in Weimar uraufgeführte »dramatische Grille« Triumph der Empfindsamkeit,1 zu der sich der Dichter von Carlo Gozzis Märchendrama L’amore della tre melarance (1761), dt. Die Liebe zu den drei Orangen, inspirieren ließ,2 ist in der Forschung vorwiegend als Literatursatire wahrgenommen und entsprechend als Abrechnung mit dem Geniewesen des Sturm und Drang gelesen worden. Das Stück parodiert die Umwandlung von Empfindung in Empfindsamkeit, wobei ein »ursprünglich Lebendiges, Erlebtes ins Leblose und Erstarrte gewendet«3 wird. Verkörperung dieser Erstarrung ist bei Goethe der Prinz Oronaro, der »empfindsamste Mann von allen Männern« (FA I, 5, S. 82),4 der mit einer eigentümlichen »R e i s e n a t u r « (FA I, 5, S. 83) im Gepäck, die Raritäten und Dekorationen enthält, welche ganze Landschaften und Wälder vorstellen, die Welt durchquert. Diese werden von Merkulo, dem »N a t u rm e i s t e r « (ebd.) in Person, in geheimen Zimmern aufgestellt, damit der Prinz, für den das raue Klima, der feuchte Morgentau und der Duft des frischen Mooses »höchst schädlich« (FA I, 5, S. 82) sind, seiner ungewöhnlichen Schwärmerei ungestört frönen kann. Zu den sonderbaren Utensilien des Prinzen gehört auch eine mit Büchern ausgestopfte Puppe: das lebensgroße Ebenbild der Königin Mandandane, in die sich der Prinz offenbar verliebt hat. Doch zieht er letztlich, nachdem der König seine Gemahlin dazu überredet hatte, den Prinzen auf die Probe zu stellen und vorübergehend den Platz der Puppe einzunehmen, diese der wirklichen Mandandane vor. Die zur Kunst gewordene Natur, die das eigentliche Thema von Goethes Theaterstück ist, wird nicht allein durch die Liebe zur seelenlosen Puppe mit ihrem Herzen aus Papier veranschaulicht, sondern auch durch die launige Darstellung des künstlichen Parks im vierten Akt. Mit ihr bringt Goethe zugleich seine Abneigung
歌德在30号公爵夫人生日。1778年1月在魏玛uraufgeführte»戏剧性蟋蟀«1胜利的感性,沦为诗人,marc Gozzis Märchendrama L 'amore della崔melarance (1761), dt .对这三种橘子的爱让人受到启发2在研究中被认为是文学作品这出戏parodiert将从情感转化为清晰而»最初是活Erlebtes去无生命Erstarrte了«3 .都会化身的僵持在歌德王子Oronaro»empfindsamste人所有个人«(FA I,第5,第82页)4和历程»R a另外只有s t u R«(far I,第5,第83页)在行李罕见现象和叶含有哪些整个景观和森林介绍,穿越世界.这些由Merkulo»0 a u rm i s t e r«(同上,《.)人在秘密的房间,让王子对于严酷的气候,潮湿的消散和新鲜的香气Mooses»极为有害的«(far i,五,第82页),其不寻常的暗恋是不被打扰的能.王子的奇怪的使用工具之一是让人注意到一个沾有书的玩偶:可以肯定的是,在国王敦促他的妻子试用王子并暂时取代玩偶的位置后皇子想要成为真正的客户歌德的戏剧的主题是艺术演变。这一主题不仅通过对纸一样没有灵魂的玩偶的爱而体现出来,而且也通过在第四幕中人型公园反复无常的表现来体现。在她身上,歌德也带来了他的反感