{"title":"Guassa — eine besondere Art des Ressourcenschutzes","authors":"Zelealem Tefera Ashenafi","doi":"10.14361/9783839432457-010","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"In Äthiopien gibt es eines der ältesten und wirkungsvollsten Naturschutzund Bewirtschaftungssysteme in Afrika südlich der Sahara: die Menz-Guassa Community Conservation Area, eine 11.100 Hektar große Region, mit einer Vielfalt an Grassavannen, Pflanzen und seltenen Tieren. Der Äthiopische Wolf, der Blutbrustpavian und der Abyssinische Hase sind dort beheimatet. Die verschiedenen indigenen Bodenordnungen in Äthiopien sind in sehr komplexen Prozessen entstanden. Dabei verdient die Geschichte der Bodenordnung im Guassa-Gebiet, die sogenannte »Atsme Irist«,1 besondere Beachtung. Sie gibt Aufschluss darüber, wie Menschen im Distrikt Menz seit mehr als 400 Jahren in der Lage waren und sind, wertvolle Weidegebiete und Ökosysteme regelmäßig gemeinsam zu nutzen, aber auch zu bewahren. In Menz, wozu das Guassa-Gebiet gehört, gab Atsme Irist der dort ansässigen Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg das Recht, einen Anteil des Landes gemeinsam mit anderen rechtmäßigen Grundbesitzern zu halten. Dieses Recht geht auf konkrete Vorfahren zurück. Gespräche mit Ortskundigen ergaben, dass die Gründerpioniere Asbo und Gera im 17. Jahrhundert dieses Managementsystem ins Leben gerufen hatten. Gera hatte zunächst ein Stück freies Land in Guassa, im östlichen Teil von Menz, als sein Weideland abgegrenzt. Später haben Asbo und Gera dieses Land – dem Ausgang eines Pferderennens entsprechend – in zwei Teile geteilt. Die Grenze wurde an der Stelle gezogen, an der das erste Pferd vor Erschöpfung nicht mehr weiterlaufen konnte. Die beiden Pioniere bestimmten, dass das Guassa-Gebiet hauptsächlich als Weideland sowie für die Ernte von Guassa-Gras (Festuca sp.) genutzt werden sollte. Wer immer durch den einen oder anderen Elternteil die Verwandtschaft mit Asbo oder Gera nachweisen konnte, hatte Anspruch auf einen Teil des Landes, wobei jeweils die Ältesten die Zuteilung überwachten. Guassa teilt sich noch heute in","PeriodicalId":234662,"journal":{"name":"Die Welt der Commons","volume":"1 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2015-01-31","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Die Welt der Commons","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.14361/9783839432457-010","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
In Äthiopien gibt es eines der ältesten und wirkungsvollsten Naturschutzund Bewirtschaftungssysteme in Afrika südlich der Sahara: die Menz-Guassa Community Conservation Area, eine 11.100 Hektar große Region, mit einer Vielfalt an Grassavannen, Pflanzen und seltenen Tieren. Der Äthiopische Wolf, der Blutbrustpavian und der Abyssinische Hase sind dort beheimatet. Die verschiedenen indigenen Bodenordnungen in Äthiopien sind in sehr komplexen Prozessen entstanden. Dabei verdient die Geschichte der Bodenordnung im Guassa-Gebiet, die sogenannte »Atsme Irist«,1 besondere Beachtung. Sie gibt Aufschluss darüber, wie Menschen im Distrikt Menz seit mehr als 400 Jahren in der Lage waren und sind, wertvolle Weidegebiete und Ökosysteme regelmäßig gemeinsam zu nutzen, aber auch zu bewahren. In Menz, wozu das Guassa-Gebiet gehört, gab Atsme Irist der dort ansässigen Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg das Recht, einen Anteil des Landes gemeinsam mit anderen rechtmäßigen Grundbesitzern zu halten. Dieses Recht geht auf konkrete Vorfahren zurück. Gespräche mit Ortskundigen ergaben, dass die Gründerpioniere Asbo und Gera im 17. Jahrhundert dieses Managementsystem ins Leben gerufen hatten. Gera hatte zunächst ein Stück freies Land in Guassa, im östlichen Teil von Menz, als sein Weideland abgegrenzt. Später haben Asbo und Gera dieses Land – dem Ausgang eines Pferderennens entsprechend – in zwei Teile geteilt. Die Grenze wurde an der Stelle gezogen, an der das erste Pferd vor Erschöpfung nicht mehr weiterlaufen konnte. Die beiden Pioniere bestimmten, dass das Guassa-Gebiet hauptsächlich als Weideland sowie für die Ernte von Guassa-Gras (Festuca sp.) genutzt werden sollte. Wer immer durch den einen oder anderen Elternteil die Verwandtschaft mit Asbo oder Gera nachweisen konnte, hatte Anspruch auf einen Teil des Landes, wobei jeweils die Ältesten die Zuteilung überwachten. Guassa teilt sich noch heute in