Wissen in Bewegung

Stephanie Zloch, L. Müller, Simone Lässig
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Abstract

schied diese von dissidenten Schriftstellern, den Stiljagi oder späteren Rockfans. Außerdem bildete sich auf diesem Weg ein spezifisch sowjetisches Jazz-Verständnis heraus, welches nicht zwangsläufig anknüpfungsfähig mit den globalen Entwicklungen war und zudem durch (außen-)politische Ereignisse geprägt wurde. In den späten 1960er Jahren ließ nicht nur das Interesse der Jugend, die sich zunehmend für Rockmusik interessierte, nach, sondern auch die Unterstützung der kulturpolitischen Akteure wie beispielsweise des Komsomol schwand. Michel Abeßer beschließt seine Untersuchung mit zwei Fallbeispielen, die seinen Befunden eine größere Plastizität verleihen und dabei auch über den eigentlichen Untersuchungszeitraum hinausgehen. Die Darstellung des OlegLundstrem-Orchesters zeigt die Flexibilität und Fragilität kultureller Netzwerke und belegt die Gratwanderung, die exponierte Künstler zwischen staatlichen, musikalischen, kommerziellen und persönlichen Interessen vollzogen, ohne dabei betont eigensinniges Verhalten zu zeigen. Oleg Lundstrem, der während der Herrschaft Stalins lange Zeit im Ausland tätig gewesen war und dessen Vater in einem Lager ums Leben kam, erscheint dabei auch als politischer Musiker, der sich mit seinem Orchester nach 1953 allmählich eine gesicherte Position im Musikmilieu der Hauptstadt erspielen konnte. Die zweite Fallstudie lotet die Grenzen und Möglichkeiten der JazzDiplomacy anhand der Benny-GoodmanTournee durch die Sowjetunion im Frühling 1962 aus. Diese führte zwar zu einer vernehmbaren Aufwertung des Musikstils, aber die sich als Elite verstehenden Jazzenthusiasten befürchteten durchaus begründet, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine »weiße Swing-Band« für Jazzmusik halten werde, wie ein Leningrader Musiker anmerkte. Michel Abeßer hat ein Buch vorgelegt, das die gelungene Integration des Kulturimportes Jazz in die sowjetische Gesellschaft nach 1953 beschreibt und hierfür überzeugende Gründe und Beispiele anführt. Besonders ergiebig ist sein Ansatz, die freiwillige Anbindung jugendlicher Musikfans an staatliche Strukturen nachzuzeichnen und dabei die Handlungsspielräume der Akteure und Institutionen herauszustellen, um dem lange Zeit vorwiegenden Protestnarrativ des Jazz erfolgreiche Kooperationsbeispiele entgegenzusetzen. Die facettenreiche Darstellung der sowjetischen Kulturinstitutionen und ihrer jeweiligen Interessen und Ordnungen zeichnet zudem ein vielschichtiges Panorama, welches auch für weitere Studien zur Musik, Kultur und Gesellschaft der post-stalinistischen Sowjetunion nützlich sein wird. Christian Werkmeister (Weimar)
知识流动
这些曾被持不同政见者作家,“斯迪雅吉”,以及后来的摇滚歌手抓获。在此过程中还建立了具有苏维埃对团结气氛的特殊理解。结合了全球发展与这些均不必然的联系在一起,并因(对外)政治事件而产生。在60年代末,越来越多的年青人对摇滚的兴趣消失了,同时也消失了一些主要的文化政策制定者的支持,如合唱团。米歇尔·阿尔贝贝特决定研究他的结论是有两个经验例子描述他拥有更大的可塑性,同时超过了实际的周期。所谓的奥勒尔格兰星谱曲展示了文化网络的灵活性和脆弱性,证明了在国家、音乐作品、商业利益和个人利益之间自由的迁徙却没有展示出顽固的行为。奥列格·伦兰德姆在斯大林统治期间长期在外国生活,父亲死于一个阵营,他也像一个政治音乐家一样,在1953年之后逐渐在首都的音乐氛围中获得了稳定的地位。第二个案例研究通过1962年春天在苏联进行的本尼巡游预测爵士外交家的局限和机会。这导致了更有力的Musikstils升值,但人们更倾向于精英verstehenden Jazzenthusiasten担心也是有充分理由的,大多数人口»白Swing-Band认为«爵士乐烈宁格勒就像音乐家.过米歇尔·阿贝舍尔在书中完成了一本书,书中描述了1953年后文化进口爵士成功融入苏联社会的过程,并提供了令人信服的理由和例子。特别重要的是,他提出的方针是在自愿将青年音乐迷与政府联系起来,强调行动和机构的灵活举措,以制衡长期以来坚定的爵士的抗议力量。苏联文化制度的多方面八面楚歌以及个人的利益和秩序也描绘了丰富的全景,这可能对未来有关后斯大林苏联音乐、文化和社会的进一步研究也非常有益。好的
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