{"title":"„… der römischen Liturgie eigen“? Anspruch und Geschichte der sogenannten Gregorianik","authors":"H. Buchinger","doi":"10.5771/9783956505164-35","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Mehr als andere liturgische Gattungen tragen die Gesänge des Gottesdienstes zur charakteristischen Wahrnehmung liturgischer Stile, Theologien und Spiritualitäten bei. Für Befürworter gleichermaßen wie für Gegner einer lateinischen Einheitsli-turgie stellt der Gregorianische Gesang das vielleicht wichtigste Erkennungszei-chen des traditionellen römischen Ritus dar. Die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils hielt denn auch fest: „Die Kirche betrachtet den Gregorianischen Gesang als den der römischen Liturgie eigenen; er soll darum in den liturgischen Handlungen, wenn im übrigen die gleichen Voraussetzungen gegeben sind, den ersten Platz einnehmen.“ 1 Im Folgenden soll zunächst zusammengefasst werden, was in den modernen lehramtlichen Äußerungen über die Gregorianik gesagt und impliziert wird (1); sodann wird skizziert, wann und wie der Anspruch Gregorianischer Herkunft des Repertoires historisch erstmals erhoben wurde (2). Schließlich wird kritisch nach dem Verhältnis von Tradition und Innovation in der Überlieferung des Gregorianischen Gesanges gefragt (3): Was lässt sich tatsächlich über Umstände und Charakter seiner Kodifikation sagen; wie alt ist das Repertoire und wie wurde es verbreitet? 2 Dabei wird in erster Linie vom Gregorianischen Kernrepertoire der Messe die Rede sein, also jenen Stücken, die bereits in 1 Sacrosanctum","PeriodicalId":410966,"journal":{"name":"Musik und Religion","volume":"26 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Musik und Religion","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783956505164-35","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
Mehr als andere liturgische Gattungen tragen die Gesänge des Gottesdienstes zur charakteristischen Wahrnehmung liturgischer Stile, Theologien und Spiritualitäten bei. Für Befürworter gleichermaßen wie für Gegner einer lateinischen Einheitsli-turgie stellt der Gregorianische Gesang das vielleicht wichtigste Erkennungszei-chen des traditionellen römischen Ritus dar. Die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils hielt denn auch fest: „Die Kirche betrachtet den Gregorianischen Gesang als den der römischen Liturgie eigenen; er soll darum in den liturgischen Handlungen, wenn im übrigen die gleichen Voraussetzungen gegeben sind, den ersten Platz einnehmen.“ 1 Im Folgenden soll zunächst zusammengefasst werden, was in den modernen lehramtlichen Äußerungen über die Gregorianik gesagt und impliziert wird (1); sodann wird skizziert, wann und wie der Anspruch Gregorianischer Herkunft des Repertoires historisch erstmals erhoben wurde (2). Schließlich wird kritisch nach dem Verhältnis von Tradition und Innovation in der Überlieferung des Gregorianischen Gesanges gefragt (3): Was lässt sich tatsächlich über Umstände und Charakter seiner Kodifikation sagen; wie alt ist das Repertoire und wie wurde es verbreitet? 2 Dabei wird in erster Linie vom Gregorianischen Kernrepertoire der Messe die Rede sein, also jenen Stücken, die bereits in 1 Sacrosanctum