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Abstract
Da ist zunächst die Frage: Taugt der Kern gewerkschaftlicher Macht, die Solidarität der abhängig Beschäftigten, in der Auseinandersetzung mit dem Kapital auch heute noch, oder ist sie ein Auslaufmodell aus dem letzten Jahrtausend? Ohne Zweifel findet Transformation nicht nur in sozioökonomischer, sondern auch in kultureller Hinsicht in der Gesellschaft statt. Einzigartigkeit wird allenthalben zum Lebensziel und Konsumstil ausgerufen. Die Vielfältigkeit von Lebensentwürfen und Lebenslagen befördert, dass die Verantwortung für das Gelingen dieser Lebensentwürfe an die Einzelnen delegiert wird. »Jeder ist seines Glückes Schmied« – das galt allerdings schon in der Vergangenheit nicht. Immer schon waren die Einzelnen eingebettet in wechselseitige Beziehungen und regulierende Institutionen, sowohl durch gesetzliche als auch durch tarifliche Regulierung, etwa zur Entgeltfindung. Damit waren der Tausch zwischen Arbeit und Kapital – also Arbeit gegen Entgelt – und seine Regeln institutionell abgesichert. Die Regeln dieses Tausches waren hierdurch für alle gleich. Ohne Regulierung dieses Tausches ist der Einzelne oft auf sich verwiesen – und ob es bei diesem Tausch dann immer fair zugeht, ist fraglich. Was bedeutet dies für eine autonome Gewerkschaftspolitik – eine