{"title":"Afrikanische Aneignungen, heimische Handarbeit","authors":"Lena Dražić, Frieder Reininghaus","doi":"10.7767/OMZ-2014-0415","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Kaum hat es seine Arbeit aufgenommen, ist das neue Führungsteam der Wiener Festwochen auch schon wieder Geschichte. Immerhin bleibt der Intendant dem Festival noch die nächsten beiden Jahre erhalten, ehe er die Donau erneut mit der Salzach vertauscht. Markus Hinterhäuser hatte sich als Pianist durch seinen Einsatz für Neue Musik profiliert und mit den Reihen »Zeitfluss« und »zeit_zone« im Rahmen der Großfestivals in Salzburg und Wien Raum für die Auseinandersetzung mit Zeitgenössischem geschaffen. Durch seine Bestellung wurde die Musik bei den Festwochen nun gewissermaßen zur »Chefsache« erhoben. Hinterhäusers Handschrift schlug sich als echte Handarbeit nieder, wenn der Pianist in zwei – im wahrsten Wortsinn – »Eigen«-Produktionen selbst in die Tasten griff. In einer Hommage an die russische Komponistin Galina Ustwolskaja präsentierte er gemeinsam mit Marino Formenti und dem Klangforum einen repräsentativen Überblick über das Œuvre der Einzelgängerin, bevor er mit Matthias Goerne eindringlich Schuberts Winterreise interpretierte, während die Animationsfilme des Südafrikaners William Kentridge einen nicht immer erhellenden Kontrast zur Schubert’schen Bilderwelt herstellten. Neben einer gewissen auratischen Wirkung – »der Chef ist sich nicht zu schade, selbst mit anzupacken« – realisierte Hinterhäuser damit das lange fehlende Beispiel eines durchdachten Musikprogramms auch abseits der Opernschiene. Das ist keine unbedeutende Neuerung, war das Feld der Musik doch lange Zeit das Stiefkind des Theaterfestivals. In den letzten zehn Jahren wurde es von Nebenerwerbs-Chef Stéphane Lissner bestellt, der en passant provençalischen Eigenbau aus Aix ans Donauufer exportierte und danach hauptsächlich von seinem Mailänder Intendantenjob auf Trab gehalten wurde, während den »Festwochen-KonzerberichTe","PeriodicalId":147000,"journal":{"name":"Österreichische Musikzeitschrift","volume":"31 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2014-03-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Österreichische Musikzeitschrift","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.7767/OMZ-2014-0415","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
引用次数: 0
Abstract
Kaum hat es seine Arbeit aufgenommen, ist das neue Führungsteam der Wiener Festwochen auch schon wieder Geschichte. Immerhin bleibt der Intendant dem Festival noch die nächsten beiden Jahre erhalten, ehe er die Donau erneut mit der Salzach vertauscht. Markus Hinterhäuser hatte sich als Pianist durch seinen Einsatz für Neue Musik profiliert und mit den Reihen »Zeitfluss« und »zeit_zone« im Rahmen der Großfestivals in Salzburg und Wien Raum für die Auseinandersetzung mit Zeitgenössischem geschaffen. Durch seine Bestellung wurde die Musik bei den Festwochen nun gewissermaßen zur »Chefsache« erhoben. Hinterhäusers Handschrift schlug sich als echte Handarbeit nieder, wenn der Pianist in zwei – im wahrsten Wortsinn – »Eigen«-Produktionen selbst in die Tasten griff. In einer Hommage an die russische Komponistin Galina Ustwolskaja präsentierte er gemeinsam mit Marino Formenti und dem Klangforum einen repräsentativen Überblick über das Œuvre der Einzelgängerin, bevor er mit Matthias Goerne eindringlich Schuberts Winterreise interpretierte, während die Animationsfilme des Südafrikaners William Kentridge einen nicht immer erhellenden Kontrast zur Schubert’schen Bilderwelt herstellten. Neben einer gewissen auratischen Wirkung – »der Chef ist sich nicht zu schade, selbst mit anzupacken« – realisierte Hinterhäuser damit das lange fehlende Beispiel eines durchdachten Musikprogramms auch abseits der Opernschiene. Das ist keine unbedeutende Neuerung, war das Feld der Musik doch lange Zeit das Stiefkind des Theaterfestivals. In den letzten zehn Jahren wurde es von Nebenerwerbs-Chef Stéphane Lissner bestellt, der en passant provençalischen Eigenbau aus Aix ans Donauufer exportierte und danach hauptsächlich von seinem Mailänder Intendantenjob auf Trab gehalten wurde, während den »Festwochen-KonzerberichTe