{"title":"Paul Cornish, Kingsley Donaldson: 2020. World of War. 2017.","authors":"Till Florian Tömmel","doi":"10.1515/sirius-2018-0020","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"sollten also ihre Präferenzen radikal ändern, meint Leah. Abrüstungsbefürwortern, dem Status quo verpflichteten Experten aber auch anderen intellektuellen Vertretern im Forschungsbereich internationale Beziehungenmag diese Empfehlung als indiskutabel und nicht hilfreich erscheinen. Aber ein nüchterner Umgangmit dem Thema ist angemessen. Leahs Ansatz ist nicht neu. Sie bezieht sich etwa auf Kenneth N. Waltz, den großen Neorealisten. Auch stützen die von Leah genannten Länder ihre Sicherheit längst auf nukleare Abschreckung. Im Vergleich dazu bleibt der Stellenwert von Kernwaffenkontrolle bei ihr gering. Leahs Empfehlung mag als wenig realistisches Wunschdenken der anderen Art erscheinen, dessen analytische und normative Prämissen viele nicht ohne weiteres teilen werden (den Rezensenten eingeschlossen). Und doch geht man wohl nicht in die Irre mit einem „Erwartungshorizont“ (Reinhart Koselleck) für das 21. Jahrhundert, wonach nukleare Proliferation viel wahrscheinlicher ist als eine Welt ohne Nuklearwaffen. Ob das Interesse z. B. in Japan an nationaler Nuklearbewaffnung strukturell so groß ist (oder so groß wird) wie die Autorin insinuiert und ob dort eine Nuklearbewaffnung als ein Gewinn bewertet wird, der die enormen Risiken und Kosten eines solchen radikalen Politikwechsels in Tokio rechtfertigen würde, ist nicht selbsterklärend. Und hier ist die Geschichte wohl kein sicherer Ratgeber, wenn auch ein starker Indikator. Leah weist auf neue historische Forschungen zum Fall Japan etwa in den 1960er Jahren hin, die manchen überraschen werden, weil angerissen wird, in welchem Maße Überlegungen über eine japanische Nuklearbewaffnung eine Rolle gespielt hatten (S. 160 ff.). Speziell die US-Regierung Trump muss erst noch zeigen, dass ihre Politik in der Kontinuität der USNichtverbreitungspolitik seit 1945 steht. Als sicher kann dies nicht gelten. Trump selbst ist im Wahljahr 2016 mit ambivalenten Äußerungen hervorgetreten, in denen er überraschend dezidiert für alliierte nukleare Proliferation Stellung bezogen hatte. Und Leah zitiert den amtierenden US Deputy Assistant Secretary of Defense for Strategy and Force Development, Elbridge A. Colby. Dieser hatte vor seiner Amtszeit in der Nichtverbreitungsdebatte der analytischen community in den USA den Standpunkt vertreten, dass Amerika auch bei einem Versuch eines nichtnuklearen US-Verbündeten, Nuklearmacht zu werden, NV-Politik nicht als „summum bonum“ der US-Politik missverstehen, sondern sein geopolitisches Allianzinteresse priorisieren solle (S. 169). Leah geht jedoch einen Schritt weiter als Colby und dieser Schritt erscheint gewaltig zu sein. Colby schien nämlich über einen Prioritätenkonflikt in einemhypothetischen und seitens der USRegierung nicht (oder nicht ohne weiteres) angestrebten Fall nachzudenken, den herbeizuführen Leah den USA gerade empfiehlt. Leah hat ein in vielerlei Hinsicht anregendes und immerwieder offen herausforderndes Buch vorgelegt, dessen Hauptargumente zu einer rigoroseren Diskussion über Erfolgsbedingungen und Implikationen nuklearer Abrüstung anregen sollten – und dies auch in Deutschland.","PeriodicalId":404194,"journal":{"name":"SIRIUS - Zeitschrift für Strategische Analysen","volume":"2012 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2018-03-14","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":null,"platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"SIRIUS - Zeitschrift für Strategische Analysen","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.1515/sirius-2018-0020","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
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Abstract
sollten also ihre Präferenzen radikal ändern, meint Leah. Abrüstungsbefürwortern, dem Status quo verpflichteten Experten aber auch anderen intellektuellen Vertretern im Forschungsbereich internationale Beziehungenmag diese Empfehlung als indiskutabel und nicht hilfreich erscheinen. Aber ein nüchterner Umgangmit dem Thema ist angemessen. Leahs Ansatz ist nicht neu. Sie bezieht sich etwa auf Kenneth N. Waltz, den großen Neorealisten. Auch stützen die von Leah genannten Länder ihre Sicherheit längst auf nukleare Abschreckung. Im Vergleich dazu bleibt der Stellenwert von Kernwaffenkontrolle bei ihr gering. Leahs Empfehlung mag als wenig realistisches Wunschdenken der anderen Art erscheinen, dessen analytische und normative Prämissen viele nicht ohne weiteres teilen werden (den Rezensenten eingeschlossen). Und doch geht man wohl nicht in die Irre mit einem „Erwartungshorizont“ (Reinhart Koselleck) für das 21. Jahrhundert, wonach nukleare Proliferation viel wahrscheinlicher ist als eine Welt ohne Nuklearwaffen. Ob das Interesse z. B. in Japan an nationaler Nuklearbewaffnung strukturell so groß ist (oder so groß wird) wie die Autorin insinuiert und ob dort eine Nuklearbewaffnung als ein Gewinn bewertet wird, der die enormen Risiken und Kosten eines solchen radikalen Politikwechsels in Tokio rechtfertigen würde, ist nicht selbsterklärend. Und hier ist die Geschichte wohl kein sicherer Ratgeber, wenn auch ein starker Indikator. Leah weist auf neue historische Forschungen zum Fall Japan etwa in den 1960er Jahren hin, die manchen überraschen werden, weil angerissen wird, in welchem Maße Überlegungen über eine japanische Nuklearbewaffnung eine Rolle gespielt hatten (S. 160 ff.). Speziell die US-Regierung Trump muss erst noch zeigen, dass ihre Politik in der Kontinuität der USNichtverbreitungspolitik seit 1945 steht. Als sicher kann dies nicht gelten. Trump selbst ist im Wahljahr 2016 mit ambivalenten Äußerungen hervorgetreten, in denen er überraschend dezidiert für alliierte nukleare Proliferation Stellung bezogen hatte. Und Leah zitiert den amtierenden US Deputy Assistant Secretary of Defense for Strategy and Force Development, Elbridge A. Colby. Dieser hatte vor seiner Amtszeit in der Nichtverbreitungsdebatte der analytischen community in den USA den Standpunkt vertreten, dass Amerika auch bei einem Versuch eines nichtnuklearen US-Verbündeten, Nuklearmacht zu werden, NV-Politik nicht als „summum bonum“ der US-Politik missverstehen, sondern sein geopolitisches Allianzinteresse priorisieren solle (S. 169). Leah geht jedoch einen Schritt weiter als Colby und dieser Schritt erscheint gewaltig zu sein. Colby schien nämlich über einen Prioritätenkonflikt in einemhypothetischen und seitens der USRegierung nicht (oder nicht ohne weiteres) angestrebten Fall nachzudenken, den herbeizuführen Leah den USA gerade empfiehlt. Leah hat ein in vielerlei Hinsicht anregendes und immerwieder offen herausforderndes Buch vorgelegt, dessen Hauptargumente zu einer rigoroseren Diskussion über Erfolgsbedingungen und Implikationen nuklearer Abrüstung anregen sollten – und dies auch in Deutschland.
Leah认为,如果偏好发生明显的改变…在裁军支持者看来,尚待现状的专家、以及研究领域国际关系的其他知识分子所承诺的研究学者也许认为这一建议不切实际、无益。但冷静处理就足够了莉亚的治疗方法并不是什么新鲜事她说的是伟大的neoreo主义者肯尼斯·沃茨类似地,利亚提到的国家安全长期以来也依赖于核威慑。相比之下,核武器控制的重要性仍然偏低。利亚的建议似乎在许多其他类型的不切实际的一厢情愿,它很多人都不会轻易认同分析和规范前提(包括假定的听众)。但21世纪的“酒后漫天”,一般人都不会误入歧途。这个世纪,核扩散的可能性远比没有核武器的世界要大。.感兴趣,比如,是否在日本国家奥尔穆特是尺寸结构(或)的作者一样大insinuiert那儿是不是一个奥尔穆特作为一个利润评估这种极端改变政策的巨大风险和成本在东京吗,不是吗,那么.这看来是个显而易见的线索利亚指出,有些人对日本在1960年代左右的情况作了史无前例的历史研究,发现有关日本核力量的考量曾经这么重要,不禁大感意外。(第160页)就特别是特朗普政府,还没证明其政策就是美国自1945年以来不扩散政策的持续。这不能确定2016年大选期间,特朗普本人出现了模棱两可的言论,并意外强调他对盟友核扩散立场。Leah还引用美国保护战略和部队发展部副部长Elbridge A. Colby这个任期前在分析美国社区Nichtverbreitungsdebatte认为美国也在尝试一个无核的US-Verbündeten成为伊朗的NV-Politik解放区”摆在“政策不允许,而是政治方面的Allianzinteresse要优先(169页).但莉亚却比科尔比进步了一步而这一步看起来是一个宏大的目标(某些可能性),科尔比没有考虑明确优先次序的可能性Leah写了一本书,其主要论点应该鼓励——包括在德国——就核裁军的成功条件和影响展开更激烈的争论。