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Abstract
Das Adverb ›medienreflexiv‹ ist gegenüber dem Substantiv ›Medienreflexion‹ ein eher unscheinbares Wort. Schon aufgrund der Wortgattung wird es selten thema tisiert. »Als medienreflexiv ist ferner zu werten, dass in FILM die Kamera nicht nur etwas zeigt, sondern selbst als Akteur auf tritt.«1 – in diesem suchmaschi nenbeliebig gewählten Beispiel der Verwendung des Wortes ist seine Bedeutung klar, auch wenn der FILM (von Samuel Beckett) dem Leser nicht bekannt sein sollte: im FILM zeigt sich der Film als Medium, der FILM als Film. Diese Bewe gung kann insofern auch ›selbstreflexiv‹ genannt werden, als das ›selbst‹ dem FILM zugeschrieben werden kann. »Medien machen denkbar. Medienphiloso phie ist deshalb ein Geschehen, möglicherweise eine Praxis, und zwar eine der Medien. Sie wartet nicht auf den Philosophen, um geschrieben zu werden. Sie findet immer schon statt, und zwar in den Medien und durch die Medien.«2 Diese provokative Formulierung von Lorenz Engell bleibt im besten Sinne fragwürdig: Wenn es nicht nur um eine Projektion des subjektiven ›Selbst‹ auf eine vormals als Objekt verstandene ›Apparatur‹ geht, steht die Reflexion selbst in Frage – als eine implizit vorausgesetzte Art der Reflexion, die mit Selbstbewusstsein und seiner Spiegelung, dem Subjekt und objektiver Erkenntnis verbunden ist. Verän dern sich ›medienreflexiv‹ die Möglichkeiten des Reflektierens selbst? 3