Murat Cavdar, Damian Kostner, Mathias Drach, Veronique Touzeau-Römer, Katharina Grabmeier-Pfistershammer, Johanna Strobl
{"title":"替代医学自我治疗引起的Argyrie病例","authors":"Murat Cavdar, Damian Kostner, Mathias Drach, Veronique Touzeau-Römer, Katharina Grabmeier-Pfistershammer, Johanna Strobl","doi":"10.1111/ddg.15707_g","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"<p>Sehr geehrte Herausgeber,</p><p>Ein 66-jähriger Mann österreichischer Herkunft stellte sich in der HIV-Ambulanz der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien zur jährlichen Kontrolluntersuchung vor. Bei dem Patienten wurde 2007 eine HIV-Infektion (Stadium CDC-C3 bei Kaposi-Sarkom) diagnostiziert. Die Dauermedikation des Patienten umfasste eine antiretrovirale Therapie (Dolutegravir/Lamivudin) sowie Bezafibrat zur Behandlung einer Hyperlipidämie. Der Patient präsentierte sich in gutem Allgemeinzustand mit einer kontrollierten HIV-Infektion (CD4<sup>+</sup> T-Zell-Zahl 447/µl, HI-Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze). Während der Konsultation fiel jedoch ein blass-grauer Hautton des Patienten auf. Die Verfärbung war vor allem an sonnenexponierten Hautarealen sichtbar, insbesondere periorbital und im Bereich der Finger, mit azurblauen Lunulae und graublauen punktförmigen subungualen Maculae (Abbildung 1a–c). Die Zehennägel waren nicht betroffen (Abbildung 1d).<span><sup>1, 2</sup></span></p><p>Mit Hilfe der Anamnese und weiterführender Labordiagnostik konnten Erkrankungen wie Morbus Addison, Methämoglobinämie, Zidovudin-induzierte Nagelpigmentierung und andere mit HIV assoziierte Hyperpigmentierungen ausgeschlossen werden.<span><sup>3, 4</sup></span> Die Sauerstoffsättigung betrug 98 % unter Raumluft. Blutbild, Hormonwerte und Urinuntersuchungen zeigten sich unauffällig. Schließlich berichtete der Patient nach einer erneuten detaillierteren Anamnese über den Konsum von selbst hergestelltem kolloidalem Silberwasser. Zusammen mit den klinischen Manifestationen bestand der starke Verdacht auf eine Argyrie. Es wurde eine 4-mm-Stanzbiopsie aus dem linken lateralen periorbitalen Bereich entnommen. Die histologische Untersuchung zeigte Ablagerungen von Silbernanopartikeln in der Basallamina des sekretorischen Teils der ekkrinen Drüsen, in den Blutgefäßwänden und in den elastischen Fasern der Dermis (Abbildung 2), wie in der Literatur beschrieben,<span><sup>1, 5, 6</sup></span> Dies bestätigte die Verdachtsdiagnose.</p><p>Der Patient berichtete, seit seinem 25. Lebensjahr regelmäßig kolloidales Silberwasser konsumiert zu haben, nachdem er gelesen hatte, dass Soldaten im Zweiten Weltkrieg Silber bei schlechter Gesundheit zu sich nahmen, und von dessen Wirkung profitierten. Der Patient hatte ein eigenes Silberhydrolysegerät angefertigt, bei dem Silberstäbe durch Immersion in destilliertem Wasser und Anlegen von Elektrizität Silbernanopartikel freisetzen (Abbildung 3).<span><sup>2</sup></span></p><p>Die Argyrie ist eine Depositionskrankheit, die durch chronische Exposition gegenüber oder die Einnahme von Silber entsteht. Sie manifestiert sich durch die Ablagerung von Silbernanopartikeln, welche zu einer grau-blauen Verfärbung des Hautkolorits und Hyperpigmentierungen führt. Diese treten besonders an sonnenexponierten Hautarealen auf, da Sonnenlicht die Reaktion von Silberkomplexen zu elementarem Silber katalysiert, welches zur Bildung stationärer Silbernanopartikel führt.<span><sup>7</sup></span> Zudem stimuliert Silber die Melaninproduktion, welche die Hyperpigmentierung weiter verstärkt. Neben dermatologischen Symptomen kann eine chronische Silberexposition zu Silberablagerungen in Blutgefäßwänden, Muskeln und inneren Organen wie Leber, Milz, Nebennieren und Gehirn führen. Dies kann potenziell eine Organtoxizität verursachen und neurologische Beeinträchtigungen hervorrufen. Daher ist bei Verdacht auf Argyrie eine ausführliche Anamnese essenziell, um die Silberquelle zu identifizieren und Differenzialdiagnosen auszuschließen.<span><sup>1, 8</sup></span></p><p>Im vorliegenden Fall hatte der Patient über Jahre aktiv Silber eingenommen, in der Überzeugung, dass es eine heilende Wirkung als alternative Medizin habe. Historisch trat iatrogene Argyrie bei Neugeborenen auf, die silberhaltige Prophylaxe für Gonokokken-Konjunktivitis erhielten, oder bei Patienten, die Silber zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten verwendeten.<span><sup>9</sup></span> Heutzutage wird Silber in Verbänden oder als Silbersulfadiazin-Creme zur Behandlung von Verbrennungen und Wunden eingesetzt, welches nach langfristiger lokaler Anwendung bei chronischen venösen Ulzera zu erhöhten systemischen Silberwerten führen kann.<span><sup>10</sup></span> Lokalisierte Formen der Argyrie (Argyrose) sind zahlreich beschrieben, häufig durch Schmuck, Piercings, Akupunkturtherapie, den Verzehr von silberbeschichteten Süßigkeiten oder Nüssen, oder bei Patienten mit silberbeschichteten Prothesen.<span><sup>8, 11, 12</sup></span></p><p>Die Behandlungsoptionen für Argyrie bleiben unbefriedigend, da die Entfernung der abgelagerten Silbernanopartikel nahezu unmöglich ist. Das Vermeiden von Silberexposition und Sonnenschutz sind wichtige Maßnahmen, um das Fortschreiten der Hyperpigmentierung und Hautverfärbung zu verhindern. Behandlungen mit Chelatoren, Hydrochinon oder Dermabrasion erwiesen sich als ineffektiv. Für lokalisierte Hautverfärbungen wurde eine kosmetische Verbesserung nach einer Therapie mit Nd:Yag- oder Alexandritlasern beschrieben.<span><sup>11, 13</sup></span> Im vorliegenden Fall war der Patient durch sein Hautkolorit subjektiv nicht beeinträchtigt und zeigte keine Anzeichen für Organablagerungen. Dennoch wurde ihm dringend angeraten, die Silberaufnahme einzustellen, um Langzeitschäden zu vermeiden.</p><p>Open access Veröffentlichung ermöglicht und organisiert durch Projekt DEAL.</p><p>Keiner.</p>","PeriodicalId":14758,"journal":{"name":"Journal Der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft","volume":"23 7","pages":"871-873"},"PeriodicalIF":5.5000,"publicationDate":"2025-07-14","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/ddg.15707_g","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Ein Fall von Argyrie als Folge einer alternativmedizinischen Selbstbehandlung\",\"authors\":\"Murat Cavdar, Damian Kostner, Mathias Drach, Veronique Touzeau-Römer, Katharina Grabmeier-Pfistershammer, Johanna Strobl\",\"doi\":\"10.1111/ddg.15707_g\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"<p>Sehr geehrte Herausgeber,</p><p>Ein 66-jähriger Mann österreichischer Herkunft stellte sich in der HIV-Ambulanz der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien zur jährlichen Kontrolluntersuchung vor. Bei dem Patienten wurde 2007 eine HIV-Infektion (Stadium CDC-C3 bei Kaposi-Sarkom) diagnostiziert. Die Dauermedikation des Patienten umfasste eine antiretrovirale Therapie (Dolutegravir/Lamivudin) sowie Bezafibrat zur Behandlung einer Hyperlipidämie. Der Patient präsentierte sich in gutem Allgemeinzustand mit einer kontrollierten HIV-Infektion (CD4<sup>+</sup> T-Zell-Zahl 447/µl, HI-Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze). Während der Konsultation fiel jedoch ein blass-grauer Hautton des Patienten auf. Die Verfärbung war vor allem an sonnenexponierten Hautarealen sichtbar, insbesondere periorbital und im Bereich der Finger, mit azurblauen Lunulae und graublauen punktförmigen subungualen Maculae (Abbildung 1a–c). Die Zehennägel waren nicht betroffen (Abbildung 1d).<span><sup>1, 2</sup></span></p><p>Mit Hilfe der Anamnese und weiterführender Labordiagnostik konnten Erkrankungen wie Morbus Addison, Methämoglobinämie, Zidovudin-induzierte Nagelpigmentierung und andere mit HIV assoziierte Hyperpigmentierungen ausgeschlossen werden.<span><sup>3, 4</sup></span> Die Sauerstoffsättigung betrug 98 % unter Raumluft. Blutbild, Hormonwerte und Urinuntersuchungen zeigten sich unauffällig. Schließlich berichtete der Patient nach einer erneuten detaillierteren Anamnese über den Konsum von selbst hergestelltem kolloidalem Silberwasser. Zusammen mit den klinischen Manifestationen bestand der starke Verdacht auf eine Argyrie. Es wurde eine 4-mm-Stanzbiopsie aus dem linken lateralen periorbitalen Bereich entnommen. Die histologische Untersuchung zeigte Ablagerungen von Silbernanopartikeln in der Basallamina des sekretorischen Teils der ekkrinen Drüsen, in den Blutgefäßwänden und in den elastischen Fasern der Dermis (Abbildung 2), wie in der Literatur beschrieben,<span><sup>1, 5, 6</sup></span> Dies bestätigte die Verdachtsdiagnose.</p><p>Der Patient berichtete, seit seinem 25. Lebensjahr regelmäßig kolloidales Silberwasser konsumiert zu haben, nachdem er gelesen hatte, dass Soldaten im Zweiten Weltkrieg Silber bei schlechter Gesundheit zu sich nahmen, und von dessen Wirkung profitierten. Der Patient hatte ein eigenes Silberhydrolysegerät angefertigt, bei dem Silberstäbe durch Immersion in destilliertem Wasser und Anlegen von Elektrizität Silbernanopartikel freisetzen (Abbildung 3).<span><sup>2</sup></span></p><p>Die Argyrie ist eine Depositionskrankheit, die durch chronische Exposition gegenüber oder die Einnahme von Silber entsteht. Sie manifestiert sich durch die Ablagerung von Silbernanopartikeln, welche zu einer grau-blauen Verfärbung des Hautkolorits und Hyperpigmentierungen führt. Diese treten besonders an sonnenexponierten Hautarealen auf, da Sonnenlicht die Reaktion von Silberkomplexen zu elementarem Silber katalysiert, welches zur Bildung stationärer Silbernanopartikel führt.<span><sup>7</sup></span> Zudem stimuliert Silber die Melaninproduktion, welche die Hyperpigmentierung weiter verstärkt. Neben dermatologischen Symptomen kann eine chronische Silberexposition zu Silberablagerungen in Blutgefäßwänden, Muskeln und inneren Organen wie Leber, Milz, Nebennieren und Gehirn führen. Dies kann potenziell eine Organtoxizität verursachen und neurologische Beeinträchtigungen hervorrufen. Daher ist bei Verdacht auf Argyrie eine ausführliche Anamnese essenziell, um die Silberquelle zu identifizieren und Differenzialdiagnosen auszuschließen.<span><sup>1, 8</sup></span></p><p>Im vorliegenden Fall hatte der Patient über Jahre aktiv Silber eingenommen, in der Überzeugung, dass es eine heilende Wirkung als alternative Medizin habe. Historisch trat iatrogene Argyrie bei Neugeborenen auf, die silberhaltige Prophylaxe für Gonokokken-Konjunktivitis erhielten, oder bei Patienten, die Silber zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten verwendeten.<span><sup>9</sup></span> Heutzutage wird Silber in Verbänden oder als Silbersulfadiazin-Creme zur Behandlung von Verbrennungen und Wunden eingesetzt, welches nach langfristiger lokaler Anwendung bei chronischen venösen Ulzera zu erhöhten systemischen Silberwerten führen kann.<span><sup>10</sup></span> Lokalisierte Formen der Argyrie (Argyrose) sind zahlreich beschrieben, häufig durch Schmuck, Piercings, Akupunkturtherapie, den Verzehr von silberbeschichteten Süßigkeiten oder Nüssen, oder bei Patienten mit silberbeschichteten Prothesen.<span><sup>8, 11, 12</sup></span></p><p>Die Behandlungsoptionen für Argyrie bleiben unbefriedigend, da die Entfernung der abgelagerten Silbernanopartikel nahezu unmöglich ist. Das Vermeiden von Silberexposition und Sonnenschutz sind wichtige Maßnahmen, um das Fortschreiten der Hyperpigmentierung und Hautverfärbung zu verhindern. Behandlungen mit Chelatoren, Hydrochinon oder Dermabrasion erwiesen sich als ineffektiv. Für lokalisierte Hautverfärbungen wurde eine kosmetische Verbesserung nach einer Therapie mit Nd:Yag- oder Alexandritlasern beschrieben.<span><sup>11, 13</sup></span> Im vorliegenden Fall war der Patient durch sein Hautkolorit subjektiv nicht beeinträchtigt und zeigte keine Anzeichen für Organablagerungen. 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Ein Fall von Argyrie als Folge einer alternativmedizinischen Selbstbehandlung
Sehr geehrte Herausgeber,
Ein 66-jähriger Mann österreichischer Herkunft stellte sich in der HIV-Ambulanz der Universitätsklinik für Dermatologie der Medizinischen Universität Wien zur jährlichen Kontrolluntersuchung vor. Bei dem Patienten wurde 2007 eine HIV-Infektion (Stadium CDC-C3 bei Kaposi-Sarkom) diagnostiziert. Die Dauermedikation des Patienten umfasste eine antiretrovirale Therapie (Dolutegravir/Lamivudin) sowie Bezafibrat zur Behandlung einer Hyperlipidämie. Der Patient präsentierte sich in gutem Allgemeinzustand mit einer kontrollierten HIV-Infektion (CD4+ T-Zell-Zahl 447/µl, HI-Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze). Während der Konsultation fiel jedoch ein blass-grauer Hautton des Patienten auf. Die Verfärbung war vor allem an sonnenexponierten Hautarealen sichtbar, insbesondere periorbital und im Bereich der Finger, mit azurblauen Lunulae und graublauen punktförmigen subungualen Maculae (Abbildung 1a–c). Die Zehennägel waren nicht betroffen (Abbildung 1d).1, 2
Mit Hilfe der Anamnese und weiterführender Labordiagnostik konnten Erkrankungen wie Morbus Addison, Methämoglobinämie, Zidovudin-induzierte Nagelpigmentierung und andere mit HIV assoziierte Hyperpigmentierungen ausgeschlossen werden.3, 4 Die Sauerstoffsättigung betrug 98 % unter Raumluft. Blutbild, Hormonwerte und Urinuntersuchungen zeigten sich unauffällig. Schließlich berichtete der Patient nach einer erneuten detaillierteren Anamnese über den Konsum von selbst hergestelltem kolloidalem Silberwasser. Zusammen mit den klinischen Manifestationen bestand der starke Verdacht auf eine Argyrie. Es wurde eine 4-mm-Stanzbiopsie aus dem linken lateralen periorbitalen Bereich entnommen. Die histologische Untersuchung zeigte Ablagerungen von Silbernanopartikeln in der Basallamina des sekretorischen Teils der ekkrinen Drüsen, in den Blutgefäßwänden und in den elastischen Fasern der Dermis (Abbildung 2), wie in der Literatur beschrieben,1, 5, 6 Dies bestätigte die Verdachtsdiagnose.
Der Patient berichtete, seit seinem 25. Lebensjahr regelmäßig kolloidales Silberwasser konsumiert zu haben, nachdem er gelesen hatte, dass Soldaten im Zweiten Weltkrieg Silber bei schlechter Gesundheit zu sich nahmen, und von dessen Wirkung profitierten. Der Patient hatte ein eigenes Silberhydrolysegerät angefertigt, bei dem Silberstäbe durch Immersion in destilliertem Wasser und Anlegen von Elektrizität Silbernanopartikel freisetzen (Abbildung 3).2
Die Argyrie ist eine Depositionskrankheit, die durch chronische Exposition gegenüber oder die Einnahme von Silber entsteht. Sie manifestiert sich durch die Ablagerung von Silbernanopartikeln, welche zu einer grau-blauen Verfärbung des Hautkolorits und Hyperpigmentierungen führt. Diese treten besonders an sonnenexponierten Hautarealen auf, da Sonnenlicht die Reaktion von Silberkomplexen zu elementarem Silber katalysiert, welches zur Bildung stationärer Silbernanopartikel führt.7 Zudem stimuliert Silber die Melaninproduktion, welche die Hyperpigmentierung weiter verstärkt. Neben dermatologischen Symptomen kann eine chronische Silberexposition zu Silberablagerungen in Blutgefäßwänden, Muskeln und inneren Organen wie Leber, Milz, Nebennieren und Gehirn führen. Dies kann potenziell eine Organtoxizität verursachen und neurologische Beeinträchtigungen hervorrufen. Daher ist bei Verdacht auf Argyrie eine ausführliche Anamnese essenziell, um die Silberquelle zu identifizieren und Differenzialdiagnosen auszuschließen.1, 8
Im vorliegenden Fall hatte der Patient über Jahre aktiv Silber eingenommen, in der Überzeugung, dass es eine heilende Wirkung als alternative Medizin habe. Historisch trat iatrogene Argyrie bei Neugeborenen auf, die silberhaltige Prophylaxe für Gonokokken-Konjunktivitis erhielten, oder bei Patienten, die Silber zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten verwendeten.9 Heutzutage wird Silber in Verbänden oder als Silbersulfadiazin-Creme zur Behandlung von Verbrennungen und Wunden eingesetzt, welches nach langfristiger lokaler Anwendung bei chronischen venösen Ulzera zu erhöhten systemischen Silberwerten führen kann.10 Lokalisierte Formen der Argyrie (Argyrose) sind zahlreich beschrieben, häufig durch Schmuck, Piercings, Akupunkturtherapie, den Verzehr von silberbeschichteten Süßigkeiten oder Nüssen, oder bei Patienten mit silberbeschichteten Prothesen.8, 11, 12
Die Behandlungsoptionen für Argyrie bleiben unbefriedigend, da die Entfernung der abgelagerten Silbernanopartikel nahezu unmöglich ist. Das Vermeiden von Silberexposition und Sonnenschutz sind wichtige Maßnahmen, um das Fortschreiten der Hyperpigmentierung und Hautverfärbung zu verhindern. Behandlungen mit Chelatoren, Hydrochinon oder Dermabrasion erwiesen sich als ineffektiv. Für lokalisierte Hautverfärbungen wurde eine kosmetische Verbesserung nach einer Therapie mit Nd:Yag- oder Alexandritlasern beschrieben.11, 13 Im vorliegenden Fall war der Patient durch sein Hautkolorit subjektiv nicht beeinträchtigt und zeigte keine Anzeichen für Organablagerungen. Dennoch wurde ihm dringend angeraten, die Silberaufnahme einzustellen, um Langzeitschäden zu vermeiden.
Open access Veröffentlichung ermöglicht und organisiert durch Projekt DEAL.
期刊介绍:
The JDDG publishes scientific papers from a wide range of disciplines, such as dermatovenereology, allergology, phlebology, dermatosurgery, dermatooncology, and dermatohistopathology. Also in JDDG: information on medical training, continuing education, a calendar of events, book reviews and society announcements.
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