{"title":"多元社会中的福利、穆斯林社会的福利以应对社会挑战?","authors":"Anke Strube, Mehmet Koc, W. Kleemann, Aida Roumer","doi":"10.5771/9783748904069-319","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die bestehenden Träger der Freien Wohlfahrt in Deutschland verstehen sich als gesellschaftliche Akteure, die sowohl in der Erbringung sozialer Dienstleistungen als auch bei der Mitgestaltung gesellschaftlicher Strukturen eine zentrale Rolle spielen. Sie wollen und sollen demokratische Prozesse mitgestalten und fördern. Die Werteorientierung der Verbände ist hierbei grundlegend. Sie stehen für Werte1 wie soziale Gerechtigkeit und haben trotz vielfältiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse den Anspruch, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu repräsentieren und v. a. auch für benachteiligte Gruppen eine Anwaltsfunktion einzunehmen. Angesichts einer zunehmenden Pluralisierung der Gesellschaft sowie schwindender Mitgliedszahlen von Verbänden und Kirchen stellt sich allerdings die Frage, inwieweit dieser Vertretungsanspruch noch umgesetzt werden kann und umgesetzt wird, wenn (weite) Teile der Bevölkerung nicht (mehr) repräsentiert werden. Dies gilt auch für viele Bürger*innen und Zugewanderte muslimischen Glaubens: Diese sind sowohl in Bezug auf die Inanspruchnahme von Angeboten der Freien Wohlfahrtspflege als auch in der Angebotsgestaltung im bestehenden Wohlfahrtssystem deutlich unterrepräsentiert (Rommelspacher/Kollek 2016). Die Etablierung einer ‚muslimischen‘ Wohlfahrt, u. a. diskutiert als Schaffung eines muslimisch geprägten neuen Spitzenverbandes der Freien Wohlfahrtspflege, erscheint hier als ‚Rettung‘ – allerdings greift diese ‚Lösungsstrategie‘ zu kurz. Es sind viele Herausforderungen zu stemmen, um adäquate Lösungen für eine Freie Wohlfahrt zu erarbeiten, mit der sie ihrem Auftrag in einer pluralen Gesellschaft (neu) gerecht werden kann. 1.","PeriodicalId":354275,"journal":{"name":"Demokratie und Wohlfahrtspflege","volume":"19 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"1900-01-01","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"Wohlfahrt in einer pluralen Gesellschaft – Muslimische Wohlfahrt als Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen?\",\"authors\":\"Anke Strube, Mehmet Koc, W. Kleemann, Aida Roumer\",\"doi\":\"10.5771/9783748904069-319\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Die bestehenden Träger der Freien Wohlfahrt in Deutschland verstehen sich als gesellschaftliche Akteure, die sowohl in der Erbringung sozialer Dienstleistungen als auch bei der Mitgestaltung gesellschaftlicher Strukturen eine zentrale Rolle spielen. Sie wollen und sollen demokratische Prozesse mitgestalten und fördern. Die Werteorientierung der Verbände ist hierbei grundlegend. Sie stehen für Werte1 wie soziale Gerechtigkeit und haben trotz vielfältiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse den Anspruch, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu repräsentieren und v. a. auch für benachteiligte Gruppen eine Anwaltsfunktion einzunehmen. Angesichts einer zunehmenden Pluralisierung der Gesellschaft sowie schwindender Mitgliedszahlen von Verbänden und Kirchen stellt sich allerdings die Frage, inwieweit dieser Vertretungsanspruch noch umgesetzt werden kann und umgesetzt wird, wenn (weite) Teile der Bevölkerung nicht (mehr) repräsentiert werden. Dies gilt auch für viele Bürger*innen und Zugewanderte muslimischen Glaubens: Diese sind sowohl in Bezug auf die Inanspruchnahme von Angeboten der Freien Wohlfahrtspflege als auch in der Angebotsgestaltung im bestehenden Wohlfahrtssystem deutlich unterrepräsentiert (Rommelspacher/Kollek 2016). Die Etablierung einer ‚muslimischen‘ Wohlfahrt, u. a. diskutiert als Schaffung eines muslimisch geprägten neuen Spitzenverbandes der Freien Wohlfahrtspflege, erscheint hier als ‚Rettung‘ – allerdings greift diese ‚Lösungsstrategie‘ zu kurz. Es sind viele Herausforderungen zu stemmen, um adäquate Lösungen für eine Freie Wohlfahrt zu erarbeiten, mit der sie ihrem Auftrag in einer pluralen Gesellschaft (neu) gerecht werden kann. 1.\",\"PeriodicalId\":354275,\"journal\":{\"name\":\"Demokratie und Wohlfahrtspflege\",\"volume\":\"19 1\",\"pages\":\"0\"},\"PeriodicalIF\":0.0000,\"publicationDate\":\"1900-01-01\",\"publicationTypes\":\"Journal Article\",\"fieldsOfStudy\":null,\"isOpenAccess\":false,\"openAccessPdf\":\"\",\"citationCount\":\"0\",\"resultStr\":null,\"platform\":\"Semanticscholar\",\"paperid\":null,\"PeriodicalName\":\"Demokratie und Wohlfahrtspflege\",\"FirstCategoryId\":\"1085\",\"ListUrlMain\":\"https://doi.org/10.5771/9783748904069-319\",\"RegionNum\":0,\"RegionCategory\":null,\"ArticlePicture\":[],\"TitleCN\":null,\"AbstractTextCN\":null,\"PMCID\":null,\"EPubDate\":\"\",\"PubModel\":\"\",\"JCR\":\"\",\"JCRName\":\"\",\"Score\":null,\"Total\":0}","platform":"Semanticscholar","paperid":null,"PeriodicalName":"Demokratie und Wohlfahrtspflege","FirstCategoryId":"1085","ListUrlMain":"https://doi.org/10.5771/9783748904069-319","RegionNum":0,"RegionCategory":null,"ArticlePicture":[],"TitleCN":null,"AbstractTextCN":null,"PMCID":null,"EPubDate":"","PubModel":"","JCR":"","JCRName":"","Score":null,"Total":0}
Wohlfahrt in einer pluralen Gesellschaft – Muslimische Wohlfahrt als Antwort auf gesellschaftliche Herausforderungen?
Die bestehenden Träger der Freien Wohlfahrt in Deutschland verstehen sich als gesellschaftliche Akteure, die sowohl in der Erbringung sozialer Dienstleistungen als auch bei der Mitgestaltung gesellschaftlicher Strukturen eine zentrale Rolle spielen. Sie wollen und sollen demokratische Prozesse mitgestalten und fördern. Die Werteorientierung der Verbände ist hierbei grundlegend. Sie stehen für Werte1 wie soziale Gerechtigkeit und haben trotz vielfältiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse den Anspruch, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu repräsentieren und v. a. auch für benachteiligte Gruppen eine Anwaltsfunktion einzunehmen. Angesichts einer zunehmenden Pluralisierung der Gesellschaft sowie schwindender Mitgliedszahlen von Verbänden und Kirchen stellt sich allerdings die Frage, inwieweit dieser Vertretungsanspruch noch umgesetzt werden kann und umgesetzt wird, wenn (weite) Teile der Bevölkerung nicht (mehr) repräsentiert werden. Dies gilt auch für viele Bürger*innen und Zugewanderte muslimischen Glaubens: Diese sind sowohl in Bezug auf die Inanspruchnahme von Angeboten der Freien Wohlfahrtspflege als auch in der Angebotsgestaltung im bestehenden Wohlfahrtssystem deutlich unterrepräsentiert (Rommelspacher/Kollek 2016). Die Etablierung einer ‚muslimischen‘ Wohlfahrt, u. a. diskutiert als Schaffung eines muslimisch geprägten neuen Spitzenverbandes der Freien Wohlfahrtspflege, erscheint hier als ‚Rettung‘ – allerdings greift diese ‚Lösungsstrategie‘ zu kurz. Es sind viele Herausforderungen zu stemmen, um adäquate Lösungen für eine Freie Wohlfahrt zu erarbeiten, mit der sie ihrem Auftrag in einer pluralen Gesellschaft (neu) gerecht werden kann. 1.