{"title":"\"为光亮而战\"是贴在雨果·博特曼和安娜·玛丽亚·朱幸脸上的贴纸","authors":"Jennifer Tharr","doi":"10.1515/yejls-2019-0012","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Am 7. Mai 1926 veröffentlichte die Jüdische Rundschau, das Organ der „Zionistischen Vereinigung für Deutschland“, in ihrer 35. Ausgabe einen offenen Brief Hugo Bergmans aus Jerusalem unter dem Titel „Licht nach dem Osten“ (Bergman 1926, 260). Im Zentrum des Briefes steht die Jerusalemer Nationalbibliothek, um deren Aufbau sich Bergman als Bibliothekar und erster Direktor seit 1920 aufopferungsvoll kümmerte. Der Brief handelt vor allem von den Lesern der Bibliothek und von deren Wissensund Lektürewünschen. Verfasst hatte Bergman das Schreiben „Ende April 1926“, und damit genau ein Jahr, nachdem im April 1925 die Jüdische Nationalbibliothek mit der Aufnahme des Lehrbetriebs an der Hebräischen Universität zur Jüdischen Nationalund Universitätsbibliothek geworden war. Doch der Brief ist weit mehr als ein Jubiläumsschreiben. Er ist ein Dokument, das das zionistische Selbstverständnis aufs Engste mit der Institution der Nationalbibliothek verschränkt, und dies zu einer Zeit, in der eben gerade dieses Selbstverständnis in einer Spaltung begriffen war. 1924 hatte mit der 4. Alija ein weiterer Einwanderungsschub nach Palästina eingesetzt, der vor allem jüdische Emigranten aus Osteuropa und der Sowjetunion ins Land brachte. Zion als Ziel war einerseits zur Möglichkeit geworden, nachdem zwei Jahre zuvor, im Juli 1922, der Völkerbund das Palästinamandat an Großbritannien übertragen hatte, das nun für die Erfüllung der Balfour-Deklaration verantwortlich zeichnete. Damit war eine weitere Rechtsgrundlage für den Aufbau einer nationalen Heimat für das jüdische Volk geschaffen. Hinzu kam, dass 1924 die USA ihre Grenzen gegenüber einer massenhaften Einwanderung weitestgehend abriegelten. 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„Ein Kampf ums Licht“ – Der Zettel als Medium des Unmittelbaren bei Hugo Bergman und Anna Maria Jokl
Am 7. Mai 1926 veröffentlichte die Jüdische Rundschau, das Organ der „Zionistischen Vereinigung für Deutschland“, in ihrer 35. Ausgabe einen offenen Brief Hugo Bergmans aus Jerusalem unter dem Titel „Licht nach dem Osten“ (Bergman 1926, 260). Im Zentrum des Briefes steht die Jerusalemer Nationalbibliothek, um deren Aufbau sich Bergman als Bibliothekar und erster Direktor seit 1920 aufopferungsvoll kümmerte. Der Brief handelt vor allem von den Lesern der Bibliothek und von deren Wissensund Lektürewünschen. Verfasst hatte Bergman das Schreiben „Ende April 1926“, und damit genau ein Jahr, nachdem im April 1925 die Jüdische Nationalbibliothek mit der Aufnahme des Lehrbetriebs an der Hebräischen Universität zur Jüdischen Nationalund Universitätsbibliothek geworden war. Doch der Brief ist weit mehr als ein Jubiläumsschreiben. Er ist ein Dokument, das das zionistische Selbstverständnis aufs Engste mit der Institution der Nationalbibliothek verschränkt, und dies zu einer Zeit, in der eben gerade dieses Selbstverständnis in einer Spaltung begriffen war. 1924 hatte mit der 4. Alija ein weiterer Einwanderungsschub nach Palästina eingesetzt, der vor allem jüdische Emigranten aus Osteuropa und der Sowjetunion ins Land brachte. Zion als Ziel war einerseits zur Möglichkeit geworden, nachdem zwei Jahre zuvor, im Juli 1922, der Völkerbund das Palästinamandat an Großbritannien übertragen hatte, das nun für die Erfüllung der Balfour-Deklaration verantwortlich zeichnete. Damit war eine weitere Rechtsgrundlage für den Aufbau einer nationalen Heimat für das jüdische Volk geschaffen. Hinzu kam, dass 1924 die USA ihre Grenzen gegenüber einer massenhaften Einwanderung weitestgehend abriegelten. Die zionistische Bewegung verwickelte sich andererseits aber zusehends in Grabenkämpfe um ihr Selbstverständnis und schied sich unter anderem an der Lösung der jüdisch-arabischen Frage. 1925 gründete Vladimir Ze’ev Jabotinsky