{"title":"12. 蒙古和平、贸易、奴役和死亡","authors":"„Schwarze Tod","doi":"10.1515/9783110520620-014","DOIUrl":null,"url":null,"abstract":"Die Unterscheidung zwischen sog. Landtretern und – um der Diktion des zitierten Carl Schmitts (1888‒1985), eines wichtigen, aber wegen seiner Haltung zum Nationalsozialismus auch sehr umstrittenen deutschen Staatsrechtlers und politischen Philosophen, zu folgen – „Seeschäumern“, hat viele Autorinnen und Autoren immer wieder beschäftigt. Bei der Betrachtung des Zeitraums zwischen 1280 und 1360 auf der Krim (und darüber hinaus) meint man fast, Schmitt hätte am Beispiel der Interaktionen zwischen der Goldenen Horde und den italienischen Protagonisten in der Schwarzmeerregion die Differenz zwischen Landund Seevölkern besonders trefflich beschreiben können. Tatsächlich erwähnte er in seinem Werk „Land und Meer“ Venedig, pries nicht nur dessen Reichtum, sondern auch „die diplomatische Überlegenheit, mit der die Seemacht die Gegensätze zwischen den Landmächten auszunützen“ wusste.2 Das mächtige Mongolenreich hingegen blieb unerwähnt. Und dies sicher nicht ohne Grund, denn in der vergleichenden Forschung zur Rolle von Imperien in der Geschichte wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Historiker und Historikerinnen maritime Großreiche über lange Zeit (und nicht immer überzeugend) für entwickelter und moderner hielten als kontinentale. Mittlerweile ist die Imperiumsforschung von diesem strikten Diktum abgewichen und bescheinigt auch imperialen „Landtretern“ innovatives Potential.3 Wie sich zeigt, ist die Frage nach den italienischmongolisch-tatarischen Interaktionen und ihren Folgen für die Halbinsel Krim auch unter Einbeziehung der Kategorien ‚Rückständigkeit‘ oder ‚Erfolg‘ höchst interessant. Tatsache ist, dass sowohl die vermeintlich modernen italienischen Stadtstaaten als auch die angeblich rückständige Goldene Horde über eine gewisse Zeit territorial sehr ausgedehnte, aber in ihren Funktionsweisen und Strukturen sehr unterschiedliche Herrschaftsentitäten aufbauen und erhalten konnten. Festzuhalten ist überdies, dass es ahistorisch wäre, diese in der Vormoderne entstan-","PeriodicalId":354298,"journal":{"name":"Geschichte der Krim","volume":"15 1","pages":"0"},"PeriodicalIF":0.0000,"publicationDate":"2020-06-08","publicationTypes":"Journal Article","fieldsOfStudy":null,"isOpenAccess":false,"openAccessPdf":"","citationCount":"0","resultStr":"{\"title\":\"12. Pax Mongolica, Handel, Sklaverei und der „Schwarze Tod“\",\"authors\":\"„Schwarze Tod\",\"doi\":\"10.1515/9783110520620-014\",\"DOIUrl\":null,\"url\":null,\"abstract\":\"Die Unterscheidung zwischen sog. 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12. Pax Mongolica, Handel, Sklaverei und der „Schwarze Tod“
Die Unterscheidung zwischen sog. Landtretern und – um der Diktion des zitierten Carl Schmitts (1888‒1985), eines wichtigen, aber wegen seiner Haltung zum Nationalsozialismus auch sehr umstrittenen deutschen Staatsrechtlers und politischen Philosophen, zu folgen – „Seeschäumern“, hat viele Autorinnen und Autoren immer wieder beschäftigt. Bei der Betrachtung des Zeitraums zwischen 1280 und 1360 auf der Krim (und darüber hinaus) meint man fast, Schmitt hätte am Beispiel der Interaktionen zwischen der Goldenen Horde und den italienischen Protagonisten in der Schwarzmeerregion die Differenz zwischen Landund Seevölkern besonders trefflich beschreiben können. Tatsächlich erwähnte er in seinem Werk „Land und Meer“ Venedig, pries nicht nur dessen Reichtum, sondern auch „die diplomatische Überlegenheit, mit der die Seemacht die Gegensätze zwischen den Landmächten auszunützen“ wusste.2 Das mächtige Mongolenreich hingegen blieb unerwähnt. Und dies sicher nicht ohne Grund, denn in der vergleichenden Forschung zur Rolle von Imperien in der Geschichte wird immer wieder darauf hingewiesen, dass Historiker und Historikerinnen maritime Großreiche über lange Zeit (und nicht immer überzeugend) für entwickelter und moderner hielten als kontinentale. Mittlerweile ist die Imperiumsforschung von diesem strikten Diktum abgewichen und bescheinigt auch imperialen „Landtretern“ innovatives Potential.3 Wie sich zeigt, ist die Frage nach den italienischmongolisch-tatarischen Interaktionen und ihren Folgen für die Halbinsel Krim auch unter Einbeziehung der Kategorien ‚Rückständigkeit‘ oder ‚Erfolg‘ höchst interessant. Tatsache ist, dass sowohl die vermeintlich modernen italienischen Stadtstaaten als auch die angeblich rückständige Goldene Horde über eine gewisse Zeit territorial sehr ausgedehnte, aber in ihren Funktionsweisen und Strukturen sehr unterschiedliche Herrschaftsentitäten aufbauen und erhalten konnten. Festzuhalten ist überdies, dass es ahistorisch wäre, diese in der Vormoderne entstan-