Wider die Skizzenliebe

K. Putz
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Abstract

Der Protagonist aus Peter Weiss’ Romantrilogie Die Ästhetik des Widerstands kommt in den 1930er Jahren nach Paris – ausgestattet mit im Selbststudium erworbenen Kenntnissen der Kunstgeschichte und Ästhetik, und mit desillusionierenden politischen Erfahrungen aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Allen privaten und politischen Unwägbarkeiten zum Trotz ist eines seiner ersten Ziele in der Stadt das Musée du Louvre. Dort möchte der junge Arbeiter jene Werke der bildenden Kunst sehen, die ihn lange schon faszinieren, und die er bislang nur aus Büchern und Gesprächen kennt. Frühmorgens steht er vor den noch verschlossenen Türen des Louvre und stellt fest, dass die Museen wohl den „Langschläfern“ gehören, jenen, „die nach später und reichlicher Mahlzeit der Nachtruhe pflegen und dann frei über ihren Tag verfügen konnten.“ (Weiss 1983, 15) Er hingegen habe sich seine Zeit, einen ganzen Tag für den Museumsbesuch „gestohlen“ – für einen Besuch, den er sich im Vorfeld bereits ausmalt: „ich sah mich schon umhergehn dort, in dem Speicher, in dem eines neben dem andern die Werke der Einbildungskraft, der Erfindungskraft hingen, in dem, in originalen Farben und Formen, all das vorhanden war, was ich bisher nur vom Hörensagen oder aus ungewissen Reproduktionen kannte.“ (Weiss 1983, 15) Dass solche „ungewissen“ Reproduktionen ihre Schatten auf die Originale (voraus) werfen können, ist eine Erfahrung, die nicht nur Weiss’ Romanfigur macht, sondern die sich auch im Selbstversuch leicht nachvollziehen lässt: Es kann sich nachgerade Enttäuschung einstellen beim ersten Anblick eines Gemäldes im Original, so man bisher nur dessen Schwarz-Weiß-Reproduktion kannte. Die originale Größe, Bildkomposition und Farbpalette eines Kunstwerks vermögen dann eine kurze Irritation auszulösen: Auf den ersten Blick kann das Original geradezu hinter seinen Reproduktionen zurückstehen, ja als deren schlechte Kopie erscheinen. Letzteren Gedanken der Inversion von Original und Kopie verfolgt auch Günther Anders (Breslau 1902–Wien 1992) an einer Stelle seines unvollendet und unveröffentlicht gebliebenen „Louvretagebuchs“ aus den Jahren 1927/28. Nichts mache uns blinder den Originalen gegenüber als die Kenntnis ihrer Reproduktionen, heißt es darin, und darum gelte es, sichmittels einer sogenannten „Destruktionsübung“ die Fähigkeit, die Kopien zu vergessen, regelrecht anzutrainieren, denn nur auf diese Weise könne man ein durch seine Reproduktionen eben nur scheinbar vertrautes Original überhaupt wieder unvoreingenommen betrachten
画的没一点爱
彼得·魏斯浪漫小说《反对运动》的主角《对比美国》将于20世纪30年代进入巴黎,不但自学了相关的艺术历史和美术知识,而且还有在西班牙内战中理想破灭的政治经验。虽然所有私人和政治的不确定性是他的一个镇上的第一目标是跳到ée你卢浮宫.在这里,这个年轻的工人想看看这间精美的艺术作品——它让他十分感兴趣,迄今为止也只在书和讨论中听过。清晨,他站在罗浮宫仍然紧闭着的门口,指出博物馆大概是那些“漫天大睡者”,那些“在睡懒觉之后吃饱了就能自由地过自己的一天的人。”(1983年,15)他知道,他一天的时间来为自己“偷”——对于一个去参观访问,他此前已经ausmalt说:“我已经在那里umhergehn看见我在旁边的内存,人家的作品想像力、Erfindungskraft在的丁字裤的颜色和形状,这一切有我现在只是从一些道听途说或不确定的法理纳夫妇认识.”(1983年,15)知道自己这样的“法理纳夫妇”的影子在原件(前面)下,是一个经验不仅知道”小说,也在亲身体验可以很容易理解:它可以做好nachgerade失望里画的第一次见到真品,那么人们只认识其Schwarz-Weiß-Reproduktion .让作品的原本大小、画盘和色彩调色板产生短暂的摩擦:乍一看,原画似乎比作品更久久。内森·安德斯(布瑞斯19氧气1992年维也纳)由于其1927/28年的未完成和未出版的“louvre日记”而留名。不做我们盲人作为其法理纳夫妇的注意到对的,这本书说,所以被控诉sichmittels一个被称作Destruktionsübung复印能力分布anzutrainieren记忆,因为只有这样,他们就可以通过其法理纳夫妇大行看起来只是熟悉原版完全重新看待看待事物
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