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Abstract
Legasov, der maßgeblich an der Aufräumaktionnach der Reaktorkatastrophe von Chernobyl 1986 beteiligt war, hat dieseWorte vermutlich so nie gesprochen, wohl aber Tonbänder hinterlassen, auf denen er die sowjetische Informationspolitik kritisiert und die Schuld nicht nur bei Einzelnen sieht, sondern im gesamten Sys tem verortet.2 Indem der Prolog die Opposition zwischenWahrheit und Lügen er öffnet, lässt diese Eingangsszene bereits erkennen, dass die Serie zentral um das Verhältnis von Fakt und Fiktion kreist, indem sie fragt: Warum und auf welche Weise werden aus tatsächlichen Ereignissen fingierte Ereignisse, mithin Lügen, fabriziert? Zentral ist hierbei auch die Frage nach dem Wissensstand der Betei ligten: Wer hat wann von was gewusst? Wer hat welchen Befehl gegeben? Wie wird die Schuldfrage diskursiv aufbereitet, um die Machtverhältnisse zu bewah ren? Authentizität ist damit ein „Effekt“, der „weniger in der Quelle begründet“ ist, sondernvielmehrhervorgerufenwird „durchdieWirkungbestimmterVermitt lungsstrategien in der Rezeption des Mediennutzers.“3 Den Inszenierungsstrategien, die die Serie zur Verhandlung dieser Fragen wählt, soll im Folgenden nachgegangen und darüber hinaus beleuchtet werden, wie Chernobyl auf der Darstellungsebene Authentizität erzeugt, um glaubwür